Kategorie-Archiv: blogs

Die Chemie der Schokolade

Vorbildlich finden wir die Aktion der American Chemical Society, ein informatives Webangebot zum Thema „Chemie der Schokolade“ bereitzustellen. Dort kann man sich zum Beispiel über die Geschichte der Brownies informieren (einschließlich einer Rezeptsynopse), über verschiedene Schokoladensorten und Temperatureinflüsse oder eben – und hier werden die Molekularköche hellhörig – über die Chemie des Schokoladengeschmacks. Zu diesem Punkt kann man sich ein Handout von Harold McGee herunterladen, das vermutlich nur wenige Punkte des Vortrags auf dem ACS-Schokoladenworkshop „Cooks with Chemistry – The Elements of Chocolate“ illustrieren soll, aber ein wunderschönes Schokoladengeschmacksrad (nach Alice Meldrich 1997) enthält:

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Wer es noch wissenschaftlicher mag und sich etwa über den Procyanidin- und Catechingehalt informieren will, kann hier dann auch noch die Abstracts von aktuellen Papieren zur akademischen Schokoladeforschung durchlesen. Wir hoffen, dass diese Seite weiter ausgebaut und vor allem regelmäßig gepflegt wird.

Molekularküche goes c't

Das freut uns natürlich ganz besonders, dass das Heise-Magazin c’t unsere Molekularküche in der Rubrik „Websites aktuell“ für erwähnenswert hält:

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Noch etwas: wer die Molekularküche besuchen will und den ellenlangen Link nicht eintippen möchte, findet uns auch unter kuirejo.de.

Kulinarische Wichtigtuer und ihre Paco-Jets

Melanie von dem Blog neue/ess/klasse kümmert sich nach der Lektüre der Adrià-Biographie sowie des Kochbuchs von Thomas Vilgis in ihrem jüngsten Blogbeitrag um die molekulare Gastronomie und warnt vor zu viel Gadget-Elitismus:

Was mir nämlich an diesem Thema wirklich auf den Wecker geht, dass oft solch kulinarische Wichtigtuer besonders schlau über Molekularküche und deren Köche reden. Diese Leute können in der Regel gar nicht wirklich mit Leidenschaft und Kreativität selbst köchen, aber wenn es um Zutaten wie Agar-Agar (Geliermittel aus Algen) oder Xanthan (Verdickungsmittel, wird aus Maisstärke gewonnen) oder Paco-Jets (damit kann man tiefgeforene Zutaten zu Sorbets oder Eiscreme pürieren – ein solches Teil kostet über 2.000 €! => hallihallo) werden sie wach.

Wir mögen beide Aspekte und meinen, dass im Idealfall die foodhackerische Experimentierfreude (durchaus auch mit hochtechnologischer Unterstützung) und ein gewisser Geschmack für leckere Kombinationen zusammenkommen. Dass manche Rezepte -wie zum Beispiel Heston Blumenthals Pekingente – eine einmalige Angelegenheit bleiben, wenn man sich überhaupt daran traut, sie selbst nachzukochen, stört uns nicht so. Dann gucken wir eben zu und staunen. Aber auch kulinarische Misserfolge wie unser Fruchtsaftkaviar oder der Salz-Jello können Spaß machen und sogar gewisse Lerneffekte bewirken. Hoffen wir.

"Argggggggggggggggggggggggh!" oder Die Pekingentensaga

Höchst lesenswert (und sehenswert) ist diese epische Beschreibung des Versuchs, eine Pekingente à la Heston Blumenthal zu kochen (Further Adventures, S. 170-207). Wer die Blumenthalsche Kulinarprosa gelesen hat, wird sich wohl zweimal überlegen, sich dieser Herausforderung in drei Tagen und 89 Arbeitsschritten zu stellen. Pete (this edible life) hat es getan und ist gescheitert trotz mitternächtlichem Aufstehen um eine Eisfiltration in Gang zu bringen. Dennoch steht am Ende ein positives Fazit:

So in summary, was it the best Peking Duck meal ever? No. Was all the time and effort noticeable in the finished dishes? Not really. Did I learn anything from the experience? Yes. And that, dear friends, is the most important thing. The first time you do something, it will very rarely be perfect. You learn from your mistakes, make the necessary changes, and second time round things will be much closer to perfection. If I were to do it again it would be way better, but alas, that will never happen. Life really is too short to do that twice.

Blograllye: Umami 2008

Umami Blog RallyeDa sich im Jahr 2008 die Entdeckung der fünften Geschmacksrichtung durch den japanischen Forscher Kikunae Ikeda an der Kaiserlichen Universität zu Tokio das 100. Mal jährt wollen wir eine „Umami-Blograllye“ ausrufen.

(Genuss-)Blogs aller Art, die sich mit dem herzhaft-glutamatigen Geschmacksrichtung auseinandersetzen – sei es in Rezepten, in geschichtlichen Beiträgen, in kritischer Auseinandersetzung mit der Glutamatindustrie oder in Gestalt von Selbstversuchen -, können Ihren Text mit diesem Button kennzeichnen und den Molekularköchen per Trackback, Kommentar oder Email mitteilen, dass sie sich mit einem Beitrag an der Rallye beteiligen. Wir sammeln und verlinken dann alle Umami-Blogposts in einem Beitrag und hoffen, dass wir auf diese Weise etwas mehr über den „vergessenen“ (Emsley) oder gar „geheimnisvollen“ fünften Geschmack erfahren.

Der Bannercode zum Mitmachen sieht so aus:

Auch wenn der große Brillat-Savarin (1755-1826) dem Umami-Geschmack schon sehr viel früher auf der Spur war und versuchte, den geschmacksgebenden Bestandteil von Fleisch, das sogenannte „Osmazon“, zu extrahieren, führte Ikeda 1908 diesen speziellen Geschmack unter der Bezeichnung „Umami“ in die Wissenschaft ein. Er suchte nach der gemeinsamen geschmacklichen Komponente von reifen Tomaten, der Kombu-Alge, Spargel, Fleisch und reifem Käse – nach einer Komponente, die weder salzig noch süß, bitter oder sauer (die herkömmlichen vier Geschmacksrichtungen) war. Er fand diesen Geschmack im Glutamat, bzw. in der Glutaminsäure, einer Aminosäure. Man kennt es vor allem aus der Lebensmittelchemie als Geschmacksverstärker E620 (früher unter Verdacht als Auslöser des Chinarestaurantsyndroms), dabei handelt es sich eigentlich nicht um einen Verstärker, sondern eine eigene Geschmacksrichtung, deren Qualität intuitiv schon länger erkannt wurde: die Pizza-Kombination aus Tomate und Käse spricht dafür. 2001 machte dann Charles Zuker (dieser Name!) die entsprechenden „Umami“-Rezeptoren bei Menschen und anderen Tieren dingfest; seitdem gehört dieser fünfte Geschmack auch zum selbstverständlichen Bestandteil molekulargastronomischer Forschung und Literatur. Auch die ersten Umami-Kochbücher sind bereits erschienen.

Harold McGee übersetzt „Umami“ mit wohlschmeckend („delicious“) – die Molekularköche sind gespannt, auf welche deliziösen Umami-Gerichte die Genussblogger kommen.

Weitere Links zum Thema:

The front lines of weirdness is where we like to be….

Ein schönes Motto für Entdeckergeist. Dazu gibt es Nachdenkliches zur „Weirdness of its own sake“ auf dem Blog des Cachagua Store aus Carmel Valey in Californien. Ich zitiere das etwas ausführlicher, weil es gut die Sorge ausdrückt, die uns ebenfalls gelegentlich drückt:

Does anyone else remember when people used to smoke in the middle of fancy dinner parties? […] Back in the day, raspberry mousse with white chocolate anything was weird: „I thought mousse was chocolate? What is wrong with chocolate mousse? And how can it be chocolate if it is white? You guys are weird. Can I get an ashtray?“
[…] There was a time (which is now returning, sadly) when hip restaurants‘ menus looked like they had been prepared by throwing magnet words at a refrigerator: Rack of Yak with Pomegranate Aioli, served on a bed of Chizo and Chipotle Cream. […]

Und was macht dann gute Weirdness aus?

Still, the New Crew’s dishes are not just weird for weirdness‘ sake.

Fortschritt versus Eklektizismus. Vermutlich noch stärker als bei der Nouvelle Cuisine bietet sich die Molekulare Küche sich für kitschige Dekoration bürgerlicher Speisekarten an. Gerhard Klöck gibt den richtigen Hinweis in seinem lesenswerten Artikel:

Zwingende Voraussetzung für den langfristigen Erfolg des Gastronomen ist es aber doch, neue Trends und Techniken in seinem persönlichen Stil einsetzten zu können. Alles andere wäre nur eine neue Form von Convenience.

Möchte ein Koch molekulare Akzente setzen, so muss er sich zunächst die neuen Techniken aneignen, d. h. nachahmen, bevor er selbst kreativ werden kann.

Zu schnell endet die Sache sonst im Selbstzweck.

Zu Gast bei Denis Feix

Wir hatten bereits an dieser Stelle über Denis Feix, den Aufsteiger des Jahres geschrieben. Nun haben sich die Blogkollegen von dinnerscout aufgemacht und sein Restaurant Il Gardino im Bad Griesbacher Columbia Hotel getestet und einige (leider etwas blaustichige) Fotos von den Speisen – von der Auster in Espuma und der Blutwurst im Krustenmantel bis zur Gänsestopfleber – gepostet.

Moleculare Mixology – ruhe in Frieden!

In Bitters Blog lesen wir einen interessanten Beitrag über die „Beerdigung der Molekular Mixology“ – wir hatten auch schon mal davon … – , bevor sie wirklich zum Trend geworden war. Das da beschriebene Unwohlsein beschleicht auch uns von Zeit zur Zeit. Over-Exposure und ständiger Hype haben schon mach lustige Sache vorzeitig den Garaus gemacht.

Aber: es ist ja nicht die Terminologie die gute Küche (bzw. eine gute Bar) ausmacht. Und was die Kollegen im Bitters Blog als den Bar-Trend „Cuisine Style“ beschreiben, nämlich den Einsatz von Gewürzen und anderen Ingredentien, klingt zumindest artverwand zur molekularen Sicht der Dinge.

Es spricht doch einiges dafür, für die neue Epoche der Küche einen neuen Begriff zu suchen. „Nueva Nouvelle Cuisine“ wie Adrià vorschlägt, ist so ähnlich wie Neomoderne. Was kommt danach? Die Neo Nueva Nouvelle Cuisine?

Lieber Leser: nur her mit den Vorschlägen!

"Jetzt ist eben die Küche dran" – FAZ lobt TV-Köche

Jakob Strobel y Serra bricht in der FAZ eine Lanze für das Kochfernsehen. Ausgangspunkt ist die immer wieder geäußerte Klage der TV-Kritiker, es gäbe zu viele (zwangsläufig schlechte) Kochsendungen im deutschen Fernsehen:

Sie unterwirft Kochsendungen einem viel strengeren Urteil als den großen Rest des Fernsehprogramms und verlangt von ihnen einen didaktischen Impetus, eine Moralität, als sei das Fernsehen eine Schillersche Erziehungsanstalt mit kulinarischem Klassenzimmer.

Doch diese Kritik läuft nach Strobel y Serra ins Leere, da man an der kulinarischen Kultur der Deutschen gar nicht viel kaputtmachen kann. Im Gegenteil: „Schön wär’s, gäbe es viel zu ruinieren.“ Insofern können auch die Kochsendunge im Unterhaltungsprogramm einen Beitrag dazu leisten, dass in deutschen Küchen ein bisschen mehr ausprobiert wird.

Wobei er damit streng genommen nichts weiter tut, als die Medienkritik durch eine Kulturkritik zu ersetzen. Ein Blick auf die höchst lebendige und experimentierfreudige Genussblogszene hätte Strobel y Serra allerdings gezeigt, wo das kulinarische Deutschland zu finden ist, das sich der fastfoodianischen und TV-kulinarischen Unmündigkeit entledigt hat, und dabei gelernt hat, sich seines eigenen VerstandesGeschmackes zu bedienen. Auf die Masse zu schimpfen ist da doch etwas billig.

Kochmuetzen.net


Professionellen Austausch für Profi-Köche bietet das neue Kochportal www.kochmuetzen.net.
Unter dem Tag Molekulare Rezepte finden sich auch schon einige Kreationen des Gründers Henrik Schellhoss, z. B. Gurkengelee mit Zander, Gänseleber und Kreuzkümmelöl.