Archiv für den Autor: bk

Über den To-die-for factor von Fish and chips

£2.00 kostet eine Kartoffelscheibe in Heston Blumenthals berühmter Fish-and-chips-Variation. Zu diesem Ergebnis kommt Jan Henning, Student an der London School of Economy und erwähnt preisgünstigere Alternativen in der näheren Umgebung der Uni. Seine ökonomischen Erklärungsansätze für den hohen Preis:

Given that an average bundle of chips from a traditional fish shop takeaway runs into at least double figures (for approx £1.50), we might infer any or all of three things about Heston’s variety.

* The five chips are so huge as to stretch the definition of „chip“ to its uttermost boundary;
* They are extraordinarily labour-intensive to produce;
* They contain an above-average to-die-for factor.

Ich tippe auf den „DFF“ (to-die-for factor). Wer das ausprobieren will, kann entweder nach Bray fahren, oder sich selbst an dem Rezept von Blumenthal probieren. Über Erfahrungsberichte würden wir uns freuen.

Wohltemperierte Schokolade aus Japan

dars_chocolate.jpgSchönes Gimmik, das sich die japanischen Entwickler da ausgedacht haben: eine aufgedruckte Temperaturanzeige auf Schokoladentafeln, auf der man ablesen kann, ob die DARS-Schokolade die perfekte Degustationstemperatur hat. Und die liegt bei 22° Celsius (siehe auch hier, wo als Bereich 20-23° angegeben wird). (via Robert Basic + gizmodo)

Interview mit Adrià und Arzak in Asturien

asturias.pngEin sehr lesenswertes Interview mit Ferran Adrià und Juan Mari Arzak anlässlich Adriàs Nominierung für die Auszeichnung „Pri­ncipe de las Artes“ findet sich heute in der Onlineausgabe der spanischen Zeitung „La Voz de Asturias“. In dem Gespräch geht es unter anderem um die Frage, ob Kochen eine Kunst sei, um Adriàs Ehrendoktorwürde (verliehen von der Universidad de Barcelona), um die spanische Avantgardeküche und vor allem um die notwendige Förderung des gastronomischen Nachwuchses. Und da das ganze in dem asturischen Restaurant Casa Gerardo stattgefunden hat, gibt es gleich auch noch großes Lob für die asturische Küche (in meiner holprigen Übersetzung aus dem Spanischen):

Ich könnte jetzt von theoretischen Dingen sprechen, von ihrem Ruhm und den guten Rohstoffen. Aber ich spreche lieber von den Fakten, was das wichtigste ist. Und die Fakten sind, dass ich vor Mittag hierher gekommen bin und das Mahl, das man mir hier serviert hat, im Casa Gerardo, war das beste, das ich in den letzten zwei Jahren gegessen habe.

Mark Dommen über molekulare Qualität

dommen.pngNoch ein Name, den man sich merken sollte: Mark Dommen, Chef im Restaurant One Market (San Francisco) wurde nicht nur 2007 zum „Rising Star“ der StarChefs gewählt, sondern hat letzten Monat auch einen Michelin-Stern erhalten. Dommen war zuvor im Fleur de Lys und in Julia’s Kitchen in Napa tätig, wo er auch aufgewachsen ist, sowie im Lespinasse und dem Park Avenue Café in New York. In einem „Dreiminuteninterview“ mit dem Examiner äußert er sich auch über die Molekulargastronomie (zudem hat er kürzlich zusammen mit Harold McGee, Elizabeth Falkner (Citizen Cake) und Daniel Patterson auf einer Veranstaltung der San Francisco Professional Food Society einige molekulare Kochtechniken demonstriert):

Bay Area is starting to embrace molecular gastronomy, cooking at low temperature. That’s starting to gain more popularity here because it allows you to be a little more creative. It helps you produce a more consistent product and higher quality.

California, here we come!

Vom Ei zum Huhn – die Küche der Familie Arzak

arzak.pngDer Miami Herald widmet sich ausführlich der Familie Arzak, die nicht nur durch Juan Mari Arzak, dem Begründer der modernen baskischen Küche berühmt wurde, sondern auch durch dessen Tochter Elena, immer wieder bezeichnet als „the most important female chef in the world. The Madonna of chefs, even“. Sie ist es auch, die immer wieder molekulargastronomische Highlights wie „From the Egg to the Chicken“ ins Programm ihres Dreisterne-Restaurants Arzak bringt und damit den Kreis zu Ferran Adrià schließt:

Juan Mari Arzak was a mentor of Adrià, but Adrià took the idea of modern Spanish cuisine to the stratosphere with his foams, deconstructions and mad-scientist creations. The Salvador Dalí­, the Picasso, the Beethoven of the food world, Adrià has been called. And his “molecular gastronomy“ has become a movement, with roots that lead back to Juan Mari’s earlier movement.

(Foto: FotoosVanRobin)

Frischkäse selbst gemacht: Karahi Paneer

Einer der Lieblingszutaten der molekularen Experimentatoren ist die Milch, eine „komplexe Flüssigkeit“ im Physikerjargon. Im Folgenden wird demonstriert, wie man daraus mit etwas Komplexitätsreduktion einen indischen/pakistanischen Paneer-Käse herstellt. Man muss nur etwas Joghurt in die Milch (hier: 150g Joghurt auf 300ml Milch) kippen und das Ganze dann unter ständigem Rühren langsam erwärmen:

img_6800.jpg

Nach kurzem Rühren beginnen sich die ersten Klumpen zu bilden und irgendwann hat sich dann das Milchprotein in Quark verwandelt. Was passiert? Die Wirkung des κ-Caseins, das durch seinen lipophilen und hygrophilen Teil Fett und Wasser in einer Emulsion verbinden kann und darüber hinaus die einzige Casein-Komponente ist, die auch in der Gegenwart von Ca2+-Ionen in der Milch löslich ist und deshalb auch die α- und β-Casein-Komponenten vor der Ausfällung schätzen kann, wird abgeschwächt, so dass die Milch gerinnt und sich die festen (Quark) und flüssigen Bestandteile (Molke) voneinander absondern (siehe dazu auch Prof. Blume).

img_6803.jpg

Der Käse ist fertig und man muss die Masse nur noch durch ein feines Mulltuch gießen um die Fett- und Caseincluster von der Molke zu trennen:

img_6804.jpg

Jetzt kommt der schönste Teil des ganzen Prozederes: den Käse ordentlich auswringen, bis wirklich nur noch Käse in dem Tuch übrigbleibt. Tuch und Käse dann unter einem Topf voller Wasser mehrere Stunden lang pressen. Je länger der Käse gepresst wird, desto fester wird die Konsistenz. Danach sieht der Käse schon richtig gut aus und lässt sich in Würfel schneiden:

img_6807.jpg

Damit kann man zum Beispiel mit wenig Aufwand ein „Karahi Paneer“ zaubern:

Zutaten

  • 500g Tomaten
  • 250g frisch auf die oben beschriebene Weise hergesteller Paneer-Käse, in Würfel geschnitten
  • 1 nicht zu fein gehackte Zwiebel
  • 2 Esslöffel Butterschmalz oder noch besser geklärte Butter
  • 4 Esslöffel Chilipulver
  • 1 Esslöffel Kurkuma
  • 3 Esslöffel gemahlener Koriander
  • 1,5 Esslöffel Bockshornklee
  • 0,5 Esslöffel Zucker
  • Salz zum Abschmecken

Tomaten weich kochen und pürieren. Butter in Pfanne erhitzen, Zwiebeln darin anbraten. Dann das Tomatenpüree hinzugeben und mit den Gewürzen vermengen. Aufkochen. Dann den Käse zugeben und gut kochen lassen, dass der Käse das Aroma aufnehmen kann.

img_6810.jpg

(Quellen: Käseherstellung aus Thomas Vilgis‘ Buch „Die Molekül-Küche“, S. 169, Karahi-Paneer von Bawarchi)

Reservierung nur für Profis: die zehn begehrtesten Restaurants der Welt

Forbes hat eine Liste der zehn Restaurants weltweit erstellt, in denen es am schwierigsten ist, einen Tisch zu reservieren (hier Slideshow). Wie zu erwarten ist El Bulli auch hier ganz vorne mit dabei:

  1. Pizzeria Mozza/Osteria Mozza (Los Angeles, USA)
  2. El Bulli (Roses, Spanien)
  3. Le Comptoir (Paris, Frankreich)
  4. Per Se (New York, USA)
  5. Babbo (New York, USA)
  6. Le Bernardin (New York, USA)
  7. minibar (Washington, USA)
  8. The French Laundry (San Francisco, USA)
  9. Restaurant Gordon Ramsay (London, U.K.)
  10. The Little Owl (New York, USA)

Obwohl: „weltweit“ ist etwas übertrieben. Entweder die amerikanischen Restaurants machen es einem besonders schwer oder die Forbes-Kritiker verlassen die USA zu selten. (Via Exploring the Globe)

Blumenthal über Mince Pies

mince_pie.pngMince Pies, die klassische englische Weihnachtsspezialität, sind kleine Gebäckstückchen mit einer Fruchtfüllung aus z.B. Rosinen, Aprikosen, Kirschen usw. Für Bloomberg hat Heston Blumenthal sieben Sorten davon blind verkostet. Besonders enttäuschend wegen der hohen Erwartungen: Prinz Charles‘ Duchy Original Bio-Mince-Pie:

„It’s got a bit of grit in the mince there,“ he says, examining the filling. „I don’t know what that was. And there’s a slight rancidity to the pastry. It’s a bit doughy. It’s as if — this might be human error — it smells of raw pastry.“

(via World of Royalty; Abbildung: Wikipedia)

Wissenschaftlicher Schokoladengenuss

img_6780-2.jpg
Gefunden auf Lindt Excellence 99%.

Das Fünf-Minuten-Brot

515fwvpepvl_aa240_.jpgDie New York Times befasst sich einmal wieder mit dem Thema Brotbacken. Aus Hertzbergs neuen Buch „Artisan Bread in Five Minutes a Day“ (B&T) kommt demnach das einfachste Rezept für ein Brot, das man nicht kneten muss. Das Geheimnis ist die Zugabe von 30-50 Prozent mehr Wasser als üblich:

The extra water dilutes the gluten, the protein that creates the latticework for any dough, which makes it easier for the bubbles in the dough to inflate.

Zutaten (für vier Laibe Brot)

  • 1,5 Esslöffel Hefe
  • 1,5 Esslöffel Salz (kosher)
  • 6,5 Tassen Mehl

Zubereitung

  1. Hefe und Salz mit 3 Tassen lauwarmem Wasser vermischen. Mehl dazugeben und rühren, bis das Mehl vollständig befeuchtet ist. Teig abgedeckt 2-5 Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen.
  2. In den Kühlschrank stellen oder sofort backen: Teig mit etwas Mehl bestreuen und ein Grapefruitgroßes Stück aus dem Teig schneiden. Teig vorsichtig auseinanderziehen und ein Laib formen. Auf einem bemehlten Brotschieber erneut 40 Minuten ruhen lassen.
  3. Brot-/Pizzastein erhitzen (230°, Mitte).
  4. Teig mit Mehl bestreuen, Oberfläche dreimal quer einschneiden und auf den Stein schieben. Ein weiteres Blech unten einschieben, eine Tasse heißes Wasser darauf gießen und Ofen sofort schließen. Etwa 30 Minuten backen. Abkühlen lassen.