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Dreisternekoch als Fastfood-Unternehmer: Ferran Adriàs "Fast Good"

fg.pngDass hierzulande auch Sterneköche immer wieder in Fernsehsendungen aufkreuzen um dort ein wenig herumzublödeln und nebenher noch ein Gericht zuzubereiten, das das Fernsehpublikum zum Glück weder riechen noch schmecken muss, ist verständlich. Irgendwoher müssen sie ihr Sternehobby ja finanzieren, denn nur ganz wenige der Dreisternerestaurants können kostendeckend operieren. Zu groß die Anforderungen der Gastrokritiker an Einrichtung, Personalschlüssel und natürlich auch die Qualität der Lebensmittel. Und irgendwo in der Nähe von 300 Euro liegt dann doch die Schmerzgrenze dafür, was man für ein Menü verlangen kann.

Der beste Koch der Welt, Ferran Adrià, geht auch hier einen etwas anderen Weg. Er kocht nicht für Kerner, sondern hat zusammen mit NH-Hoteles eine Fast-Food-Kette auf Franchise-Basis gegründet. Auf den ersten Blick mag das überhaupt nicht zusammengehen, aber wenn man sich mit seiner Philosophie näher auseinadersetzt, ergibt das durchaus Sinn. Adrià spricht sich immer wieder dafür aus, die Qualität von Produkten gänzlich unabhängig von ihrem Preis zu bewerten. Es geht nicht um Luxus, sondern um den Versuch, auf experimenteller Grundlage und in Kooperation mit Experten aus der Lebensmittelindustrie eine Küche zu entwickeln, die Glück verschafft.

Warum sollte sich dieses Prinzip nicht auch auf belegte Brötchen anwenden lassen – also zum Beispiel mit dem Ziel, einen Hamburger zu entwickeln, der im Unterschied zu der gewöhnlichen Systemgastronomie ein gutes Geschmackserlebnis bietet, gesund ist und auch noch einigermaßen bezahlbar. Natürlich geht es hier nicht um handgeformte Sphärenravioli, die mit einem mehrminütigen Begleittext am Tisch serviert werden, aber: warum nicht die Erkenntnisse der Taller-Experimentierküche auch in den Massenmarkt zurückspeisen. Das magische Dreieck heißt: „rápido – con sabor – sano“ (schnell – wohlschmeckend – gesund).

fast-good.pngWie das konkret aussieht, kann man auf der Webseite von Adriàs Fastfoodkette imit dem programmatischen Namen „Fast Good“ bewundern. Da gibt es zum Beispiel ein Hähnchen thailändischer Art mit Basmatireis, einen infantilen Minihamburger, der sich besonders „für die kleinen Gourmets“ eignen soll sowie diverse Panini. Aber auch kalte Speisen wie Salate, Tapas oder Parmesanbrioches gibt es, ganz zu schweigen – und hier erkennt man den Meister – von den zahlreichen Espumas als Nachtisch.

espumas.pngDie Preise liegen zwar über den entsprechenden Angeboten der Konkurrenz aus den USA, dafür scheinen die Speisen aber gut anzukommen (allerdings meinte Siebeck dazu: „Immerhin dürfte es jetzt auch dem Bustouristen möglich sein, bei Ferran Adrià zu essen, was bisher, im El Bulli, nur Steuerhinterzieher nach langer Vorbestellung schafften“). So schreibt Luca über den „Good Burger„, es sei der beste Hamburger seines Lebens gewesen. Die Webseite ist sehr Web-Zwei-Nullig, nicht nur was das Layout betrifft, sondern auch in der Interaktivität: die Nutzer können die einzelnen Speisen kommentieren und auf einer Skala von 1-5 Punkten bewerten. Außerdem: Unter dem Titel „La opinión de nuestro chef“ bloggt Ferran Adrià selbst.

Mittlerweile gibt es Filialen in Barcelona, Madrid, Valencia und auf Gran Canaria sowie in Chile. Deutschland ist noch nicht auf der Fast Good-Landkarte verzeichnet. Wer sich dafür berufen fühlt, kann sich bei Adrià als Franchisenehmer bewerben. Oder man besucht die ebenfalls von Adrià und NH-Hoteles gemeinsam entwickelten Nhube-Restaurants am Stuttgarter oder Frankfurter Flughafen oder in Nürnberg.

Andere zu diesem Thema:

Ohne Berlin fahren wir nach Holland

71456879_0c16840a83.jpgKlingt schon ziemlich hart, was der Enterpreneur den niederländischen Gastronomen so alles vorwirft:

Almost all Dutch meals consisted of soggy fish, overcooked meat, boiled potatoes and bland cheese, often washed down with a glass of milk, or at best, cheap wine. A dour Protestant tradition seemed responsible.

Doch die molekulare Gastronomie konnte auch in diesem Land Fuß fassen: vor zwei Jahren konnte sich Sergio Herman, der sich nicht nur durch Heston Blumenthals kreativen Umgang mit klassischen Gerichten inspiriert fühlt, sondern auch unter Ferran Adrià gekocht hat, in die Riege der Dreisterneköche einreihen. In seinem Restaurant „Oud Sluis“ in dem niederländischen Nest Sluis werden molekulargastronomische Tapas gekocht, die so gar nicht zu dem oben erwähnten kulinarischen Quadrat aus glitschigem Fisch, zähem Fleisch, Salzkartoffeln und fadem Käse passen wollen:

Meals are a symphony of surprising tastes and mouthwatering sensations, plate after plate served tapas-style. There’s a sorbet of wasabi, sake, lemon and lemon zest. There’s crevette gris mixed with potato mouseline, tomato and lobster wrapped in mango; a muscadet granita served with a goose liver mousse; and a soy soup with rice noodles, fish and vegetables. Then blue-fin tuna served with Japanese lemon on a soy and tofu base.

Auch in diesem Restaurant findet man die typische Verbindung von lokalen Produkten wie die Zeeland-Auster („We use the best homegrown produce“) und der abwechslungsvollen, durchaus auch unterhaltungsorientierten, Darbietung dieses Ausgangsmaterials („Our chefs … skillfully play with various textures, different temperatures and surprising presentations“).

41hq5g2v1kl_aa240_.jpgUns gefällt an dem Artikel insbesondere der Versuch des Autors William Echikson, die Verbreitung der neuen Küche in Verbindung zu setzen mit der bisherigen länderspezifischen Gastronomie: Länder mit eher bescheidener gastronomischer Vergangenheit – bzw. Länder, die die nouvelle cuisine nur als Import erlebten – sind demnach ein fruchtbares Saatbeet für molekulargastronomische Entwicklungen. Heston Blumenthal in Großbritannien, Ferran Adrià in Spanien und Wylie Dufresne in den USA sind hier als Beispiele zu nennen. Aber diese Lust am Nachzeichnen historischer Entwicklungsbahnen hat Echikson bereits in seinem Rotweinbuch „Noble Rotbewiesen. Vielleicht bekommen wir doch noch bald eine brauchbare Geschichte der Nouvelle Cuisine?

(Abbildung: „Dessert: Chocolate & black olive cake, Granny Smith granite“ von ulterior epicure)

Molekular essen in Singapur

aurum.pngAuch die Bewohner und Besucher der Löwenstadt müssen nicht auf ihre Schäume, Lüfte und Gels verzichten, denn in der River Valley Road (Edward Voon, beraten von Paco Roncero vom Casino de Madrid) gibt es das Aurum, das sich der molekularen Gastronomie verschrieben hat. Wenn das Essen nur halb so opulent ist wie die Homepage des Restaurants (siehe Screenshot), sollte man sich die Adresse schon einmal notieren. @llie hat es schon einmal ausprobiert und war begeistert:

I was intrigued by the „caviar“ which is made up of pearls of refreshing lychee flavoured gels [my favourite]! And a syringe was used as a prop for my soup. I had to pump this thick liquid into my soup and the moment the liquid from the syringe touches the hot soup, it turns into sobe. Tada!!!

CNN über die besten neuen Restaurants

Anya von Bremzen beschreibt für CNN die besten neuen Restaurants der Welt und ruft am Beispiel von Carles Abelláns TapaÇ 24 in Barcelona gleich noch einen Paradigmenwechsel in der Gastronomie aus: Zurück zur Einfachheit statt molekulare Küche:

These days the entire planet seems to be abuzz over molecular gastronomy. Spain, meanwhile, having pioneered the trend, is moving on — to ingredient-inspired simplicity.

Wir finden nicht, dass sich das ausschließen muss. Man denke nur an Adriàs Gemüseplatte. Wenn das nicht geschmacklich und visuell praktizierte Einfachheit ist.

Das riecht wie ein Riesling!

Die Süddeutsche Zeitung berichtet von der Idee von Claus Ruf und Kalli Fichtner, Restaurantchef und Barleiter im Münchener Prinzregent in München, neben der üblichen Weinkarte auch eine Saftkarte anzubieten, auf der verschiedene Weinaromen mit Säften „nachgebaut“ werden:

sueddeutsche.de: Auf welche Kreation sind Sie besonders stolz?
Fichtner: Schwer zu sagen. Edelkirsch und Apfel-Zwetschge ergeben eine phantastische Alternative zu Banyuls (ein Süßwein aus Südfrankreich; Anm. d. Red.). Man wird es nie deckungsgleich schaffen, dazu fehlt der Alkohol.
Ruf: Alkohol ist natürlich viel flüchtiger, deshalb gehen die Aromen schneller in die Nase. Das dauert beim Saft länger, dafür hat man mehr Geschmack im Mund.

Wer weiß, vielleicht gibt es bald zu dem einen oder anderen Gang der molekularen Degustationsmenüs auch mal einen Gewürztraminer aus Birne und Mandarine. (via schreiberswein)

Essen in Bayern 2008

Hier eine Google-Map der Restaurants in Bayern, die in der aktuellen Ausgabe mit einem oder mehreren Michelin-Sternen ausgezeichnet wurden, falls jemand gerade in der Gegend ist und eine warme Mahlzeit braucht. Der Klick auf den Restaurantnamen in der Liste zoomt die Karte auf die entsprechende Markierung.

3 Sterne
Restaurant Heinz Winkler (Webseite. Adresse: Kirchplatz 1, D-83229 Aschau im Chiemgau. Telefon: 08052/17990)

2 Sterne
Tantris (Webseite. Adresse: Johann-Fichte-Str. 7, 80805 München. Telefon: 089/3619590)
Essigbrätlein (Webseite. Adresse: Weinmarkt 3, 90403 Nürnberg. Telefon: 0911/225131)
Kastell (Webseite. Adresse: Schloßberg 10, 92533 Wernberg-Köblitz. Telefon: 09604/9390)

1 Stern
Der Schafhof – Abt- und Schäferstube (Webseite. Adresse: Schafhof 1, 63916 Amorbach-Otterbach. Telefon: 09373/97330)
August (Webseite. Adresse: Frauentorstr. 27, 86152 Augsburg. Telefon: 0821/35279)
Der Alpenhof – Alpenstube (Webseite. Adresse: Osterhofen 1, 83735 Bayrischzell. Telefon: 08023/90650)
InterContinental – Le Ciel (Webseite. Adresse: Hintereck 1, 83471 Berchtesgaden. Telefon: 08652/97550)
Schwinghackl’s Ess-Kunst (Webseite. Adresse: Rebling 3, 94505 Bernried. Telefon: 09905/555)
Landhaus Henze (Webseite. Adresse: Wohlmutser Weg 2, 87463 Probstried. Telefon: 08374/58320)
Columbia – Il Giardino (Webseite. Adresse: Passauer Str. 39a, 94086 Bad Griesbach. Telefon: 08532/3090)
Gastronomique im Schwarzer Adler (Webseite. Adresse: Hauptstr. 19, 90562 Heroldsberg. Telefon: 0911/5181702)
Christians Restaurant (Webseite. Adresse: Dorfstr. 1, 83527 Kirchdorf bei Haag. Telefon: 08072/8510)
Laudensacks Parkhotel (Webseite. Adresse: Kurhausstr. 28, 97688 Bad Kissingen. Telefon: 0971/72240)
Fürstenhof (Webseite. Adresse: Stethaimer Str. 3, 84034 Landshut. Telefon: 0871/92550)
Villino (Webseite. Adresse: Hoyerberg 34, 88131 Lindau. Telefon: 08382/93450)
Acquarello (Webseite. Adresse: Mühlbaurstr. 36, 81677 München, Telefon: 089/4704848)
Dallmayr (Webseite. Adresse: Dienerstr. 14-15, 80331 München, Telefon: 089/2135100)
Königshof (Webseite. Adresse: Karlsplatz 25, 80335 München, Telefon: 089/551360)
Mandarin Oriental – Mark’s (Webseite. Adresse: Neuturmstr. 1, 80331 München, Telefon: 089/290980)
Schuhbecks in den Südtiroler Stuben (Webseite. Adresse: Platzl 6 + 8, 80331 München, Telefon: 089/2166900)
Terrine (Webseite. Adresse: Amalienpassage, Amalienstrasse 89, 80799 München, Telefon: 089/281780)
Alpenhof Murnau – Reiterzimmer (Webseite. Adresse: Ramsachstr. 8, 82418 Murnau, Telefon: 08841/4910)
Mühlberger (Webseite. Adresse: Bernauerstr. 40, 83209 Prien am Chiemsee, Telefon: 08051/966888)
Gut Apfelkam (Webseite. Adresse: Unterapfelkam 3, 83101 Rohrdorf/Apfelkam, Telefon: 08032/5321)
Dichterstub’n (Webseite. Adresse: Aribostr. 19-25, 83700 Rottach-Egern, Telefon: 08022/6660)
Philipp (Webseite. Adresse: Hauptstr. 12, 97286 Sommerhausen, Telefon: 09333/1406)
Herrmann’s Restaurant (Webseite. Adresse: Marktplatz 11, 95339 Wirsberg, Telefon: 09227/2080)

Alle Angaben natürlich ohne Gewähr. Inspiriert von Cooking for Engineers.

Reservierung nur für Profis: die zehn begehrtesten Restaurants der Welt

Forbes hat eine Liste der zehn Restaurants weltweit erstellt, in denen es am schwierigsten ist, einen Tisch zu reservieren (hier Slideshow). Wie zu erwarten ist El Bulli auch hier ganz vorne mit dabei:

  1. Pizzeria Mozza/Osteria Mozza (Los Angeles, USA)
  2. El Bulli (Roses, Spanien)
  3. Le Comptoir (Paris, Frankreich)
  4. Per Se (New York, USA)
  5. Babbo (New York, USA)
  6. Le Bernardin (New York, USA)
  7. minibar (Washington, USA)
  8. The French Laundry (San Francisco, USA)
  9. Restaurant Gordon Ramsay (London, U.K.)
  10. The Little Owl (New York, USA)

Obwohl: „weltweit“ ist etwas übertrieben. Entweder die amerikanischen Restaurants machen es einem besonders schwer oder die Forbes-Kritiker verlassen die USA zu selten. (Via Exploring the Globe)

Michelin-Sterne in Spanien: El Bulli, Arzak, Mugaritz weiterhin spitze

22814644z.jpgAuch in Spanien wurden jetzt die Michelin-Sterne neu verteilt. Wie erwartet auch dieses Mal wieder ganz vorne mit dabei: die molekulare Gastronomie.

  • El Bulli (Ferran Adrià): drei Sterne
  • Arzak (Juan Mari Arzak): drei Sterne
  • Mugaritz (Andoni Luis Aduriz): zwei Sterne

Insgesamt macht sich jedoch Enttäuschung darüber breit, dass 2008 z.B. Deutschland mit drei neuen Dreisternerestaurants aufwarten kann (siehe hier), während in Spanien nur ein neues Restaurant zwei Sterne erhalten hat und 14 ihren ersten Stern (ganz zu schweigen von den neun Abwertungen). Die Toprestaurants im Überblick:

  • Drei Sterne: El Bulli, Can Fabes, Sant Pau, Arzak, Martí­n Berasetegui, Akelarre
  • Zwei Sterne: Tristán, Atrio, El Poblet, Mugaritz, El Celler de Can Roca, La Broche, Santceloni, Zuberoa, La Alquería, Abac (Neuzugang aus Barcelona)
  • Ein Stern (insgesamt 108 Restaurants, hier nur die neuen): Comerc 24 (Barcelona), El Casals (Sagás, Barcelona), Massana (Gerona), Kokotxa, Kursaal (beide San Sebastian), Azurmendi (Larrabetzu, Bilbao), Yayo Daporta (Cambados), Retiro da Costina (Santa Comba, La Coruna), Villena (Segovia), Ramiro’s (Valladolid), El Club Allard (Madrid), Arrop (Gandá­a), El Molino de Urdániz (Urdaiz), Calima (Marbella)

(via El Kebrantaversos + Salsa de Chiles)

Wo sind die molekularen Köchinnen?

nymag-home.pngSara Jenkins zu dieser Frage im NY Magazine:

I think women cook different food, and I think women cook better food. It’s more from the heart and more from the soul. I look at this whole molecular-gastronomy thing, and I’m like, „Boys with toys.“ They’re just fascinated with technology and chemistry sets. I think we make better-tasting food. I’m sorry, I know that’s politically incorrect.

(via WhereInDC)

Molekulare Restaurants gehören zu den teuersten der Welt

forbes_home_logo.gifDie beiden molekulargastronomischen Highlights El Bulli und Alinea gehören dem immer schon Äußerst rankingaffinen Forbes Magazine zufolge zu den 12 teuersten Restaurants der Welt (via Cucina):

Those willing to pay dearly (about $300) for an over-the-top dining experience head to El Bulli, Ferran Adria’s famously experimental restaurant in Catalonia. It’s already booked through the 2008 dining season. And good luck getting a reservation within two months at The French Laundry, or Alinea, where the 24-course „culinary journey“ menu ($195) has obtained cult status.

Danach gefragt, ob diese Restaurants nur für die dünne Oberschicht der USA in Frage kommen, antwortet Brent Thorn, Food-Redakteure von Nation’s Restaurant News:

No, says Thorn. In times like this, these very high-end restaurants are even more appealing to people of moderate means. „You might be more likely to spend on a little luxury,“ he says, „like going to a great restaurant, than going on a vacation say, to Italy.“