Kategorie-Archiv: vermischtes

Resteküche

Auch eine Art, wie man mit Nahrungsresten umgehen kann: Matthijs Vogels hat ein Restaurant-Konzept vorgestellt, in dem alle Lebensmittelabfälle wiederverwertet werden. Ein Teil der Abfälle wird zu Schüsseln und Tellern gepresst und der Rest in Gas für die Küche umgewandelt. Was dann noch übrig bleibt, wandert als Dünger auf die Gemüsebeete.

The vegetable parts that are not suitable for consumption which are normally thrown away in the kitchen, are used now as resource for products like plates and bowls. This is achieved by shredding, drying and moulding the vegetable fibres with a hand press. In order to make the products hygienic and moisture resistant a transparant sheet of biodegradable plastic (PLA) is laminated in the inside. The outside is left uncovered, in order to reveal the material by smell, touch and sight. (Food for Design, culiblog)

Wie lange wird es wohl dauern, bis Blumenthal oder Adrià ihre Gemüsegerichte auf entsprechend duftenden Tellern anrichten werden? Oder bis eine neue No Cuisine entsteht, die geschmacklose, transparente Gele auf riechenden, schmeckenden und bunten Platten serviert? Wir sind gespannt.

Die Foodhacker auf der ETech

Auch auf der vom O’Reilly-Verlag veranstalteten Emerging Technologies-Konferenz (ETech) wird es eine Demonstration zur molekularen Küche geben. Natürlich, wie sollte es anders sein, unter dem nerdigen Schlagwort „food hacking„. Marc Powell wird am 3. März 2008 zu folgendem Thema ein Tutorial abhalten:

Chefs are a lot like hardware hackers. Both geek out, absorbing the specs of (vegetables|technology) for the purpose of creating something that nobody else has: (innovative food|new machines).
Food Hacking is the red-headed stepchild of Molecular Gastronomy. Open source recipe development vs. secret restaurant techniques, hacked hardware vs. expensive science toys. And anybody can do it!
This Hack Lab will explore hacked culinary techniques and demonstrate hacked kitchen appliances. With audience participation, we will spend some time preparing variants of weird food, recording our prep and tasting notes in the Hack Lab wiki.

Hier ein kurzes Video dazu (via):

Marc Powell: Community Building Through Food Hacking
QuickTime | Flash | iPod

by: vPIP
Embed (copy & paste):

Überhaupt meinen wir, dass Marc Powell eine sehr interessante Figur ist. Gelernt hat er bei Heston Blumenthal, jetzt führt er Unicorn Precinct XIII, das einzige „hacker bed and breakfast“ in San Francisco und interessiert sich unter anderem für „open-source recipe development, collaborative food hacking labs, and writing culinary software“. Also nicht nur Verwissenschaftlichung, sondern gar Digitalisierung des Kochens? Wer will, kann sich ja einmal die Rezepte in der foodhacking-Datenbank ansehen, auf das Wiki hatten wir ja bereits hingewiesen.

Die Gastronomie verlässt die Küche

Marianne Dekeyser (Les Idées qui Parlent) fühlt sich von dieser Zusammenfassung der Küchentrends (hier als pdf) sehr angeregt und sieht die molekulare Gastronomie als mögliche Parallelentwicklung zu der designerischen Umorientierung. Die Grunddimensionen der molekularen Küche – Technik, Kunst und Beziehung – spielen demnach in Zukunft auch im Design eine Rolle, wie man auch an Homaru Cantus Labor sehen kann. Die molekulare Gastronomie lässt sich schließlich auch nicht mehr auf die alte Masche „Essen auf Teller“ reduzieren, sondern nimmt Elemente wie Klang (man denke an Blumenthals Meeresrauschen) oder Pharmakologie (die Experimente mit Nachspeisen, die mit Beruhigungsmitteln versetzt wurden) auf:

Vous y découvrirez que l’univers de la cuisine ne correspond plus tout à fait à ce que l’on met dans l’assiette uniquement mais s’élargit á de nouveaux domaines : Arts de la Table, Equipement de la maison, Loisirs, Santé et Nutrition, Laboratoires pharmaceutiques, Aêrospatiale.

Der nächste Übeltäter: Sous-vide

Es sind nicht nur die Moleküle, die von den US-Behörden als Bedrohung bekämpft werden, nein, es ist auch die Molekulare Küche selbst. Das Problem: es werden hier Techniken angewendet, die man nicht in der Kochschule lernt und für die es am Ende keine staatlichen Regularien gibt! Da ist es doch logisch, dass Bürgermeister Bloomberg, nach der erfolgreichen Vertreibung der Trans-Fette aus New Yorks Restaurants und dem nimmer müden Kampf gegen unhygienische Küchen auch der Haut-Cusine sich annimmt. Schon aus Proporz.

Also folgt das Verbot des Sous-Vide-Garens: Farewell, French Fries! Hello, Sliced Apples!, wie die NY-Times jammertjubelt

„I guess it will only be a matter of time before Philadelphia’s health department comes up with a similar guideline.“

meint Christopher Lee, executive chef des Striped Bass in Philadelphia (zitiert nach Nation’s Restaurant News)

Sugar can be intoxicating, similar to alcohol.

Das wars also! Mehr dazu auf der lustigen Aufzählung der 76 hinterlistigen Nebenwirkungen, mit denen Zucker unseren Körper schädigen kann „Counting many ways sugar harms your health“.

Contributed by Nancy Appleton, PhD
Author of the book Lick The Sugar Habit

… und wie man dann den Zucker in die seiner diabolischen Wirkung passende Form bringt, zeigt uns „These Foolish Things“:

Abb. via These Foolish Things

Die 23 Gebote des Ferran Adrià

landert.pngZwar schon ein bisschen älter, aber trotzdem noch lesenswert: das Manifest von Ferran Adrià. Hier als pdf in der Version, die Jürg Landert im August 2006 auf dem 6. Event Circle vorgetragen hat. Besonders schön das 14. Gebot:

die klassische struktur der gerichte wird zerstört. bei den vorspeisen und den nachspeisen gibt es eine wahre revolution, die viel zu tun hat mit der symbiose zwischen der welt des süssen und der welt des salzigen. bei den hauptgerichten wird die hierarchie „produktgarnieren-sauce“ zerstört.

Die Blogosphäre als Emulsion

Irgendwie ganz passend, was Christoph Keese (WamS und Welt.de) zum Thema Weblogs sagt:

Blogosphäre und redaktionelle Sphäre sind wie Wasser und Öl. Man sollte ja nicht versuchen, daraus eine Emulsion herzustellen.

Molekuarköche würden darauf natürlich antworten, dass Emulsionen zu den spannendsten Grundstoffen der Küchenchemie gehören und dass ohne sie manches Dreisternemenü nicht funktionieren würde. (via turi2)

Blumenthals Chilispritze

269320994_ecf41c2778_m.jpgSchon ein bisschen älter, dieser Artikel in der Daily Mail, aber dennoch allein wegen dieser Aufzählung von Experimenten Heston Blumenthals lesenswert:

1: He tells me he is to introduce guitar effects pedals to his restaurant. They will play back amplified, distorted versions of the diner’s mastications into their ears.

2: He is to introduce cooling fans covered in seaweed to enhance a fish dish.

3: He’s just cracked how to make hot ice-cream. „It’s taken nearly four years but my chefs and I have sussed it: backwards ice-cream! „It’s piping hot when you serve it and it melts as it cools down.“

4: And he recently injected his head chef with a dangerously high dose of chilli oil, intravenously, and then slid him into a £5 million MRI scanner to see how the spices reacted with his brain.

Zu seinen Gästen, so heißt es, soll er aber sehr freundlich sein.

(Foto: Grumpy Chris)

Venn-Diagramme und Formaldehyd-Sherry

27_presentation1_lgl.jpgNach einem anscheinend recht komplizierten (oder gar unverständlichen) PowerPoint-Präsentation, hatte Josh Ozersky vom New York-Magazine noch die Gelegenheit, den großen Hervé This noch im New Yorker Hill Country zu erwischen:

„Beer goes with barbecue, no?“ he asked us, and when we responded that only orange soda or sweet tea were appropriate accompaniments, the great man launched into a disquisition on how some formaldehyde-like chemical could be made to taste like sherry.

(Foto: Josh Ozersky, mit freundlicher Genehmigung von nymag.com)

Über den To-die-for factor von Fish and chips

£2.00 kostet eine Kartoffelscheibe in Heston Blumenthals berühmter Fish-and-chips-Variation. Zu diesem Ergebnis kommt Jan Henning, Student an der London School of Economy und erwähnt preisgünstigere Alternativen in der näheren Umgebung der Uni. Seine ökonomischen Erklärungsansätze für den hohen Preis:

Given that an average bundle of chips from a traditional fish shop takeaway runs into at least double figures (for approx £1.50), we might infer any or all of three things about Heston’s variety.

* The five chips are so huge as to stretch the definition of „chip“ to its uttermost boundary;
* They are extraordinarily labour-intensive to produce;
* They contain an above-average to-die-for factor.

Ich tippe auf den „DFF“ (to-die-for factor). Wer das ausprobieren will, kann entweder nach Bray fahren, oder sich selbst an dem Rezept von Blumenthal probieren. Über Erfahrungsberichte würden wir uns freuen.