Kategorie-Archiv: restaurants

"I needed to eat rather than look at a picture"

Sehr nett finde ich folgenden Kommentar von gagit zu der lesenswerten Beschreibung eines El Bulli-Besuchs:

i have finally had my first meal at El Bulli and my last meal at El Bulli. After being lucky or unlucky to secure the reservation, i was at the table of the God of Food, unfortunately that was not what he serves, he serves art in the form of food and after 30 courses, I needed to eat rather than look at a picture. My advise to all go to an art gallery if you want to look at pretty food, go to Robuchon if you want to eat.

ei.pngEine interessante Idee, in eine Galerie zu gehen, wenn man hübsche Speisen sehen will. Da ist etwas dran, zumal beispielsweise die Alte Pinakothek auf ihrer Homepage gerade mit Bruegels Schlaraffenland wirbt. Ãœbrigens: Steve Plotnicki, der Autor des Blogs hat gerade sein sehr eindrucksvolles „Culinarium Vitae“ veröffentlicht.

Amador bekommt dritten Stern

michelin.pngNachdem der Gault Millau die experimentelle Kochweise von Juan Amador, den führenden Molekulargastronomen in Deutschland, als „Kindergeburtstag“ bezeichnet hat und ihm in Folge mit Liebesentzug bestraft hat (statt 18 nur noch 17 Punkte), zeigten sich die Michelin-Kritiker (in der gerade erschienenen 45. Ausgabe des Guide) aufgeschlossener:

„Amador setzt neue Küchentechniken intelligent um. Seine Küche ist experimentell, aber sie ist auch einfach gut“, sagt „Michelin“-Chefredakteurin Juliane Caspar. „Michelin“-Direktor Jean-Luc Naret lobt, dass Amador neue Techniken nicht einfach imitiert wie viele andere, sondern einen eigenen eleganten Stil entwickelt habe. „Deutschlands Küche hat eine neue Stufe erklommen.“

Diese „neue Stufe“ honorierten sie dann auch damit, ihn von zwei auf drei Sterne hochzustufen. (via Nikos Weinwelten)

Zu diesem Thema:

  • Jürgen Dollase lobt Amador in der FAZ dafür, „dass er zum Beispiel die Kombination von Foie gras mit geräuchertem Fisch des spanischen Spitzenkochs Martí­n Berasategui einfach besser strukturiert hat als dieser selbst.“
  • Der Westen wundert sich darüber, dass ausgerechnet der Frankreich-lastige Michelin einen Vertreter der spanischen Avantgarde derart aufwertet.

"Haute cuisine für Geeks"

scienceblogs.pngWas passiert, wenn drei echte Geeks Wylie Dufresnes WD~50 (Aus den FAQ des Restaurants: „What kind of food does wd~50 serve? New American“) besuchen, kann man in dem Beitrag von ScienceBlogs-Autor Alex Palazzo nachlesen:

After getting to the table, we informed our waiter that „three of us are biochemistry geeks and would very much appreciate an explanation of the methodology used in the food preparation.“ He looked pleased.

Dazu gibt’s dann (leider etwas verfärbte) Fotos von dekonstruierter Pizza, dekonstruierter französischer Zwiebelsuppe sowie lamcon/bamb (eine Mischung aus Lamm und Schinken).

Amador verliert eine Mütze


Zum 25. Jubiläum des Gault Millau geben sich die Kritiker konservativer und von der jüngsten Entwicklung der deutschen Küche eher enttäuscht:

„In Deutschland gibt es zuwenig Kochkünstler, die einen eigenen Stil entwickeln und sich in einer Welt, die immer mehr ins Uniforme und Banale verfällt, von ihren Kollegen unterscheiden und uns Restaurantgäste mit einem weiten Fächer von Aromen spannende Abwechslung zuwedeln.“ Das beklagt der Restaurantführer Gault Millau in seiner jetzt erscheinenden 25. Deutschlandausgabe.“

So wird Juan Amador, im roten Führer von 2007 noch mit sagenhaften 18 Kochmützen bedacht, eine Etage herabgestuft. Vermutlich waren die Test-Esser des Gault Millau verstimmt, dass er ihrer Empfehlung nicht gefolgt war:

Wenn er erst einmal Ferran Adrià und das El Bulli überwunden hat, wird noch Größeres von ihm zu erwarten sein. Vorerst freuen wir uns über die Leistungssteigerung.

Filiale für Fat Duck?

Laut BLOOMBERG steht Heston Blumenthal kurz vor Eröffnung einer Filiale des Fat Duck in London:

„We’re in serious discussions but it’s not a done deal yet. It’s with a site in London, a very good site in London, but I haven’t signed anything. Fingers crossed, I’m hoping we might get something one way or the other in the next month — decided. I mean, agreed on. It certainly won’t be happening for, I’d say, a couple of years.“

Damit hätte Blumenthal wirklich überraschen schnell in die Tat umgesetzt, was er im Gespräch mit Alain Ducasse im Independent erst vor wenigen Tagen vage andeutet.

Die Dekonstruktion eines Deli-Sandwiches

wd50.pngGroßes Lob für die molekulare Gastronomie eines Wylie Dufresne aus der Feder von Jon Fasman in dem begleitenden Blog zur Zeitschrift „Intelligent Life“ aus dem Economist-Verlag:

The most memorable dish I had at the parade of wonders that is Wylie Dufresne’s WD-50 restaurant in downtown New York consisted of pickled beef tongue with cubes of fried mayonnaise, tomato molasses, and a row each of lettuce and onion diced impossibly small. It wasn’t just the wizardry of frying mayonnaise […] It was the wittiness of the dish as a whole: the deconstructed deli sandwich was Mr Dufresne’s tip of the toque to his neighborhood’s eastern European Jewish heritage.

Zitatpop nach Gastronomenart. Das gefällt uns. (via Huffington Post)

(Bild: „WD-50“ von Eddie does Japan)

"It was an intellectual exercise" Duncan Markham über The Fat Duck

sound.pngSehr lesenswert ist Duncan Markhams Beschreibung eines Essens in dem SpitzenlokalThe Fat Duck“ im englischen Bray. Was Heston Blumenthal (drei Michelin-Sterne) dort serviert hat, klingt schlichtweg grandios:

  • Nitro-green tea and lime mousse
  • Jellies
  • Oyster, passion fruit jelly, lavender
  • Pommery grain mustard ice cream, red cabbage gazpacho
  • Jelly of quail, langoustine cream, parfait of foie gras
  • Oak moss and truffle toast
  • Snail porridge („abenteuerliche“ Gänge wie dieser können von ängstlichen Gästen ausgelassen werden)
  • Roast foie gras
  • Sound of the sea (Hier werden die servierten Meeresfrüchte mit Meeresklängen aus einem bereitgestellten iPod garniert)
  • Salmon poached with liquorice
  • Best end of lamb
  • Hot and iced tea
  • Mango and Douglas Fir purée
  • Carrot and orange tuile, beetroot jelly
  • Parsley cereal
  • Nitro-scrambled egg and bacon ice cream

Für einen Gesamtpreis von 200 EUR pro Person sicher nicht gerade billig, aber ein außergewöhnliches Erlebnis. Genau darin liegt allerdings für Markham auch das Problem des Ganzen, denn er beschließt seine Kritik mit Worten wie z.B.: „I didn’t feel it was a comfortable meal. It was an intellectual exercise.“

(Bild: Besucher von The Fat Duck mit Sound of the Sea, the_moog)

El Bulli: Reservierungen erst wieder für 2009

elbulli1.pngDieses Jahr ist der kurze Zeitabschnitt, in dem man in Ferran Adrià s El Bulli einen Tisch reservieren konnte, schon wieder vorbei. Gerade einmal fünf Tage – vom 13. bis zum 19. Oktober – hat Luis Garcia diesmal die Reservierungen entgegengenommen. Aber wer Adrià erleben will, kann das nicht nur in Roses tun, sondern auch in Sevilla, wo sich das El Bulli-Hotel befindet. Movable Feast dazu:

On the ride Luis and I talked about the reservations process. He said that the only solution they could see to the impossible demand was to close the restaurant. He was surprised that few people visited the El Bulli Hotel in Sevilla where the restaurant serves El Bulli’s greatest hits and Ferran can often be found off-season. I imagine him there in t-shirt, shorts, and flip-flops happily entertaining guests with his lovely wife.

Aber man kann sich die Wartezeit bis 2009 auch verkürzen, indem man sich schon einmal intensiver mit den 1622 Weinen der 152seitigen Weinkarte des Restaurants beschäftigt.

Morimoto unkochbar?

Ganz begeistert klingt Gina Mallet, wenn sie von einem Morimoto-Menu auf seiner Promotiontour im „Rain“ berichtet:

By far the most beautiful dish was a line of tiny saranwrapped pouches of caviar served on lemon cream. Dazzlingly ingenious with a subtle, elusive taste. The saranwrap turns out to be melt-in-the mouth obrato, a clear gel made from soy lecithin, one of the popular ingredients in molecular cooking.

Umso mehr ärgert sie sich dann, dass sich die Gerichte zu Hause nicht nachkochen lassen: „I sample sugared salmon: it tastes like an inadvertent mix of leftovers – as if something fishy had fallen into a dessert.“ Ein Kochbuch ohne genaue Angabe der Zutaten und Zubereitungstechniken? Das ist doch einmal ein Statement gegen Kommerzialisierung und Vulgarisierung der Kochkunst (und wie wunderbar, dass es trotzdem Leute gibt, die sich so ein Buch anschaffen).

Alinea immer noch bestes Restaurant der USA?

alinea.pngIm Jahr 2006 schaffte es Grant Achatz‚ Restaurant „Alinea“ (Chicago) im Gourmet Magazine auf Anhieb auf den ersten Platz der 50 besten US-Restaurants. Traveller’s Tales befasst sich ausführlich mit dem Restaurant, unter anderem mit einigen sehr schönen Fotos. Zur näheren Information:

Alinea seats 70 people at 20 tables; meals consist of either a 12-course tasting menu or a 24-course „tour,“ and can last up to four hours. The 12-course dinner is priced at $135 and the 24-course dinner will put you back by $195. The wine pairings are separately priced.

Ich bin gespannt, ob Greg Achatz seine Position in diesem Jahr behaupten kann.
(Abbildung: 14. Gang, „Pineapple“ von ulterior epicure)