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Amador verliert eine Mütze


Zum 25. Jubiläum des Gault Millau geben sich die Kritiker konservativer und von der jüngsten Entwicklung der deutschen Küche eher enttäuscht:

„In Deutschland gibt es zuwenig Kochkünstler, die einen eigenen Stil entwickeln und sich in einer Welt, die immer mehr ins Uniforme und Banale verfällt, von ihren Kollegen unterscheiden und uns Restaurantgäste mit einem weiten Fächer von Aromen spannende Abwechslung zuwedeln.“ Das beklagt der Restaurantführer Gault Millau in seiner jetzt erscheinenden 25. Deutschlandausgabe.“

So wird Juan Amador, im roten Führer von 2007 noch mit sagenhaften 18 Kochmützen bedacht, eine Etage herabgestuft. Vermutlich waren die Test-Esser des Gault Millau verstimmt, dass er ihrer Empfehlung nicht gefolgt war:

Wenn er erst einmal Ferran Adrià und das El Bulli überwunden hat, wird noch Größeres von ihm zu erwarten sein. Vorerst freuen wir uns über die Leistungssteigerung.

Filiale für Fat Duck?

Laut BLOOMBERG steht Heston Blumenthal kurz vor Eröffnung einer Filiale des Fat Duck in London:

„We’re in serious discussions but it’s not a done deal yet. It’s with a site in London, a very good site in London, but I haven’t signed anything. Fingers crossed, I’m hoping we might get something one way or the other in the next month — decided. I mean, agreed on. It certainly won’t be happening for, I’d say, a couple of years.“

Damit hätte Blumenthal wirklich überraschen schnell in die Tat umgesetzt, was er im Gespräch mit Alain Ducasse im Independent erst vor wenigen Tagen vage andeutet.

Alchimistes aux fourneaux

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Eine Photographische Reminiszenz auf den Kammerherren Ludwigs XIV., Nicolas de Bonnefort, zeigt die pariser Galerie Fraîch Attitude unter dem Titel Achimistes aux fourneaux.
Interessant daran sind die Texte von Pierre Gagnaire und Hervé This – die Fotos, nu ja …

Wired über zuviel Molekulares

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Is Science on the Menu Too Much Information? fragt das zu Condé Nast gehörende Wired Blog Network, nachdem der Autor bei der Bestellung vom Kellner die Frage gestellt bekommt, welche Speisestärke er bevorzugt.

Alain Ducasse meets Heston Blumenthal

Abb. Independent
Abb. The Independent

Heute im Independent zu lesen: Nouvelle Cuisine trifft La plus Nouvelle und wie üblich findet man mehr Gemeinsamkeiten, als Unterschiede …

Heston Blumenthal: „If you take my cooking it’s still essentially classically French, that’s its foundation. I could not even begin to be able to do what I want to do in terms of creativity without the 15 years I spent studying classical French cookery. The thing that worries me – and I know this is going to make me sound like I’m a 70-year-old – are the young chefs that get very excited by the experimental stuff and want to jump in, do that straight away and miss out the basics.“

Salz-Jello

Manches denkt sich gut – in der realen Wirklichkeit des Geschmacks ist es dann furchtbar: Gummi-Bonbons aus verschiedenen sorten Salz.

Im Experiment sollten unraffiniertes Meersalz der französischen Atlantikküste und kristallines Steinsalz aus Sizilen durch neue Textur ihren eigentümlichen Geschmack entfalten. Es war grässlich …

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Perfektes Steak durch Garen mit niedriger Temperatur

Ganz einfach erhält man perfekte Steaks Medium oder Rare, indem man das Fleisch gart und nicht brät.

Eigentlich logisch, dass es für das Innere des Steaks ganz egal ist, wie heiß die Pfanne wird – solange noch Wasser im Fleisch ist, bleibt die Temperatur sowieso unter 100°C.

Also: das Steak nach belieben würzen, in eine Plastiktüte geben und im Wasserbad bei maximal 60°C 30 bis 60 Minuten garen.

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Dann herausnehmen und in der Pfanne ca. 1 Minute von beiden Seiten scharf anbraten – wichtig für die Maillard-Reaktion.

Ergebnis: zart, saftig, geschmackvoll.

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Dank wie so oft an blog.khymos.org!

Prof. Blume

Schöne Küchen-Chemie – für Schüler und Fortgeschrittenere – gibt es bei Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Hier das obligatorische Beispiel: eine Anleitung für Versuche mit Maillard-Reaktion – ideal zur Vorbereitung eines Referats in der 12. Klasse oder einfach nur, um anderen zu zeigen, dass mans wieder besser gewusst hat …

Maillard Reaktion (Prof. Blume)
(Foto von Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie)

"Emotionale Überraschungsmomente"

Vom Erfinder der fettfreien Fritöse, Prof. Dr. Gerhard Klöck, Lebensmitteltechnologe am Technologietranferzentrum Bremerhaven, an dem ein EU-Projekt zur molekularen Gastronomie läuft, stammt dieser hübsche Text zum Thema.
Darüber hinaus ist Prof. Klöck schöpfer großartiger Powerpoint-Charts:

"Chemische Küchenkeule"

Wenn man sich nach der
Koffein-Euphorie über die tollen Medien auf den Münchner Medientagen wieder ernüchtern will, empfielt sich stets ein Blick in das Feuilleton der Zeit – dem stetigen Manifest des Kulturpessimismus.

Es wäre nicht die Zeit, wenn wir uns nicht darauf verlassen könnten, dass es – wenn sich sonst schon alle in Lobhudeleien ergehen – hier eine solide Schmähung der molekularen Küche zu entdecken gibt:

Die nachhaltigste Küchenmode der letzten 100 Jahre war die Nouvelle Cuisine. Sie veränderte wenigstens das Aussehen und den Geschmack der Tellergerichte, welche überwiegend mit traditionellen Hilfsmitteln zustande kamen. Die Molekularküche versucht hingegen, den gleichen Geschmack und das gleiche Aussehen der tradierten Speisen durch neue Methoden zu erreichen. Es ist der Unterschied zwischen revolutionär und konservativ. Noch nie hat einer der Physiker mit dem Chemiekoffer behauptet, dass seine Voodoo-Küche den Geschmack der Speisen verbessere. Man hat den Eindruck, sie propagierten die Molekularküche nur, um zu beweisen, dass man auch anders kochen kann, als es die Großmeister am Herd bisher getan haben.

(auch der der Rest des Artikels von Siebeck ist recht lustig.