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Bayreuther Samstagsvortrag zur molekularen Küche

Wenn man den gesucht wortwitzigen Titel ignoriert, könnte das hier eine ganz interessante Veranstaltung werden: Am 26. Januar, 10:15 Uhr, hält Thomas Vilgis, der Autor des bislang besten deutschsprachigen Molekularküchenfachbuchs, in Bayreuth einen Vortrag zum Thema „ALL dente – molekulare Küche“.

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d'Pintxos


Pintxos bedeutet Tapas auf Baskisch. Und unter d’Pintxos fand vom 12. bis 14. Dezember in San Sebastian die erste „Messe für kleines Essen“ statt bzw. für die „Küche in Miniatur“. Schöne Bilder der spektakulären Kreationen sind auf dem Blog directo al paladar zu finden (was wohl soviel wie direkt in den Gaumen bedeutet).

Sehr nett liest sich die Liste der beteiligten Köche:

    Juan Mari und Elena Arzak (Arzak, Donostia)
    Pedro Subijana (Akelarre)
    Andoni Luis Adúriz (Mugaritz, Oiartzun)
    José Ramón Elizondo (Bar Aloña Berri, Donostia)
    Sergi Arola (La Broche, Madrid)
    Carles Gaig (Gaig, Barcelona)
    May Hofmann (Escuela-Hofmann, Barccelona)
    Sacha Ormaechea (Sacha, Madrid)
    Ed Brown (Sea Grill, New York)
    Koji Fukaya (Vascu, Japón)
    Sumito Estévez (Instituto Culinario de Caracas, Venezuela)
    Benito Molina (La Manzanilla, Baja California)
    Bruno Oteiza (Bico, Mexico D.F.)

Die Schmalkalder kneten Senf in den Hackepeter. Die Meininger kennen das nicht.


Der Molekularen Küchen bleibt vermutlich das Schicksal nicht erspart, wie es vor dreißig Jahren ihre Mutter, die „Nouvelle Cuisine“ ereilte. Aus einer Eliten-Kiste wird eine Avantgarde, dann eine „frühe Mehrheit“ und dann sinkt die Sache zur Bedeutungslosigkeit.
Dieser Hype-Cycle ist, wie ihn die Gartner Group treffend nennt, Beschreibt das Auf und Ab technologischer oder kultureller Trends.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: der Autor dieses Posts freut sich wirklich, dass auch auf der Weihnachtsfeier des Köcheverein Schmalkalden-Meiningen molekular gekocht wird, aber die Erinnerung wird wach, der letzte Kondratiew des Kochens mit der „Neuen Küche“ aus Frankreich über Deutschland lief. Zunächst einige Spitzenköche wie z. B. Witzigmann, dann das schnelle Absinken zu vollkommenem Blödsinn: „Ich kann den ganzen Novelle Cuisine Scheiß nimmer sehen“, wie dann Franz-Xaver Kroetz in Kir Royal treffend sagt.

Das AG.MA-Senf-Sorbet

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Die Welle der „Plus-Nouvelle-Cuisine“ rollt – als Beleg dafür: die diesjährige Hauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft Mediaanalyse, kurz AG.MA, jenem Joint Industry Commitee, das die Medienforschung in Deutschland zu einem organischen Corpus vereint …
Auf jeden Fall gab es zur Abendveranstaltung im Hamburger Restaurant „Au Quai“ einige zeitgenössische Nettigkeiten wie z. B. Bonbons aus Ziegenfrischkäse oder die Nordsee-Krabben mit Senf-Sorbet (s. mein leider etwas wackeliges Foto neben an, aber so ist das eben mit den Telefon-Kameras …)

Die Neurowissenschaft der Molekulargastronomie

180px-ariel_garten_playing_quintephone_at_icmc2007imgp7900cpq.jpgDa müsste man doch glatt in Toronto sein, denn der Veranstaltungstext zu Ariel Gartens Winterlicious-Event „Art Sense-ational: The Neuroscience of Molecular Gastronomy“ in der Galerie von Vivian Reiss am 1. Februar klingt ziemlich interessant:

Molecular gastronomy is the hottest topic in the world of cuisine. It uses science to explore how food is transformed and allows flavours and textures to be isolated and recombined in surprising and delightful ways.

What is it like to taste colour? Join brain guru Ariel Garten for a stimulating lecture illustrated by a molecular gastronomical tasting of food. The event takes place surrounded by Vivian Reiss’ paintings of food for a complete sensory experience of the art and science of taste.

Eine Mischung aus Wissenschaft, Kunst und Gastronomie – ganz nach unserem Geschmack! (via Taste T.O.)

(Foto: Wikipedia)

Die Foodhacker auf der ETech

Auch auf der vom O’Reilly-Verlag veranstalteten Emerging Technologies-Konferenz (ETech) wird es eine Demonstration zur molekularen Küche geben. Natürlich, wie sollte es anders sein, unter dem nerdigen Schlagwort „food hacking„. Marc Powell wird am 3. März 2008 zu folgendem Thema ein Tutorial abhalten:

Chefs are a lot like hardware hackers. Both geek out, absorbing the specs of (vegetables|technology) for the purpose of creating something that nobody else has: (innovative food|new machines).
Food Hacking is the red-headed stepchild of Molecular Gastronomy. Open source recipe development vs. secret restaurant techniques, hacked hardware vs. expensive science toys. And anybody can do it!
This Hack Lab will explore hacked culinary techniques and demonstrate hacked kitchen appliances. With audience participation, we will spend some time preparing variants of weird food, recording our prep and tasting notes in the Hack Lab wiki.

Hier ein kurzes Video dazu (via):

Marc Powell: Community Building Through Food Hacking
QuickTime | Flash | iPod

by: vPIP
Embed (copy & paste):

Überhaupt meinen wir, dass Marc Powell eine sehr interessante Figur ist. Gelernt hat er bei Heston Blumenthal, jetzt führt er Unicorn Precinct XIII, das einzige „hacker bed and breakfast“ in San Francisco und interessiert sich unter anderem für „open-source recipe development, collaborative food hacking labs, and writing culinary software“. Also nicht nur Verwissenschaftlichung, sondern gar Digitalisierung des Kochens? Wer will, kann sich ja einmal die Rezepte in der foodhacking-Datenbank ansehen, auf das Wiki hatten wir ja bereits hingewiesen.

Your plastic pal who's fun to drink with: Die Roböxotica 2008

roboexotica.pngguzman.jpgImmer wieder wird die Molekulargastronomie von ihren Kritikern als Hightech-Spielerei skizziert. Da mag zwar von Fall zu Fall etwas dran sein, aber immerhin stehen dort noch Menschen vor den Kryobehältern, Spritzenbatterien und Reagenzgläsern. Auf der von monochrom, shifz und dem Buero für Philosphie kuratierten Roböxotica, dem „Festival für Cocktail-Robotik“ (Wien, 22.-25.11.2007) ist schon einen Schritt weiter und überlässt die Zubereitung der Mischgetränke unseren robotischen Mitbewohnern. Die Ahnenväter dieses nerdigen Treffens sind Aristoteles, Stanislaw Lem, Isaac Asimov und John Eccles – mind meets machine. Besonders spannend erscheint mir der Wettbewerb um den Annual Cocktail Robot Award 9.0, der in den folgenden Disziplinen ausgetragen wird:

1. Cocktail servierende Roboter
2. Cocktailmix-Roboter
3. Konversationsroboter für Bars
4. Errungenschaften der Rauchkultur
5. andere Höhepunkte der Cocktailkultur

(Dank geht an Robert Basic)

Weitere Informationen sowie Fotos von den Vorbereitungen gibt’s im Make-Blog.