Kategorie-Archiv: bücher

Kulinarische Buchtipps im Guardian

51vpd1m2l5l_aa240_.jpgWeihnachten rückt immer näher und Genießer („Foodies“) weltweit fragen sich, welche Bücher sie verschenken wollen und welche sie sich wünschen sollen. Paul Levy vom Guardian hat ein paar Ideen („Food books with few or no recipes are this year’s welcome trend“), zu denen natürlich auch ein molekulargastronomisches Werk gehören muss:

Levy lässt sich aber die Gelegenheit nicht entgehen, eine kurze Spitze gegen die Verwissenschaftlichung der Küche zu setzen:

For one thing, there’s too much fructose and dry ice among the ingredients for home cooks to be bothered and too much reliance on digital probes. In Heston’s hands, cooking is rocket science.

Molekulare Amateure

logo_torontostar.gifZu einem großen Lob der experimentierfreudigen Amateurköche setzt Christine Sismondo in der Onlineausgabe des Toronto-Star an:

It’s always practical and enlightening to read the experts on food and cooking, but rookie foodies are more fun

Als Lektüre empfiehlt sie:

  • Jenni Ferrari-Adler: Alone in the Kitchen with an Eggplant: Confessions of Cooking for One and Dining Alone, eine Anthologie mit Erzählungen rund ums Essen und Kochen von Autoren wie Nora Ephron oder Haruki Murakami.
  • Kathleen Flinn: The Sharper Your Knife, The Less You Cry: Love, Laughter and Tears at the World’s Most Famous Cooking School, ein Einblick in den Werdegang einer Köchin.
  • Adam D. Roberts: The Amateur Gourmet: How to Shop, Chop, and Table-Hop Like a Pro (Almost), in auch die molekulare Gastronomie Ferran Adriàs eine große Rolle spielt:

    Of course, in the midst of all those beachfront tourist traps resides El Bulli – a restaurant in the running for best in the world.
    You simply couldn’t write a book about Spanish food without a chapter devoted to it.
    El Bulli’s chef, Ferran Adrià has been given the full media treatment in recent years, so much so that you’d think the world does not need one more tale of the multi-course deconstructed dinner at the altar of this particular po-mo food god.
    Richardson proves otherwise by applying his thorough, thoughtful story to the entire history, character and experience of the famed restaurant. Save actual first-person dining, Richardson’s account strikes me as about as close an understanding as possible.

  • Und dann natürlich auch noch die Bibel der molekularen Küche: Hervé This: Kitchen Mysteries: Revealing the Science of Cooking, von dem die Journalistin schreibt: „This book should be in every kitchen.“

Das perfekte Cyberpunk-Rührei

spook.pngGerade auf Blinded By Science gefunden: William Gibson präsentiert in seinem neuesten Roman „Spook Country“ einen Vorschlag zur Rührei-Zubereitung (vgl. dazu auch diesen Artikel im Tagesspiegel):

„Anabaptists,“ Milgram corrected. „These are really delicious scrambled eggs.“

„I use water, rather than butter,” she said. „The pan is a little more trouble to clean, but I prefer them that way. Anabaptists?“

Wilde Süßigkeiten

duby.pngIm StarPhoenix findet man heute unter dem Titel „Vancouver-based chefs create wild sweets“ einen Artikel zu molekularen Desserts inklusive Rezept zu einer sehr bananigen Nachspeise. Die Grundlage dafür ist das gerade eben erschienene Dessert-Kochbuch „Wild Sweets Chocolate: Savory, Sweet, Bites, Drinks“ der beiden Kanadier Dominique und Cindy Duby. Immer wieder geht es hier darum, die vergangenen geschmacklichen Programmierungen aufzubrechen um Raum für neue Erlebnisse zu schaffen:

„If it looks and smells like a chocolate cake, they’ll make the first visual evaluation that they’ll like it,“ he says.

And if they like it, they’ll probably still enjoy it after they find out it contains brussels sprouts, says Duby.

Ein anderes Beispiel sind Getränke, die zum Beispiel in der oberen Hälfte des Glases eiskalt und in der unteren heiß sind.

Amador verliert eine Mütze


Zum 25. Jubiläum des Gault Millau geben sich die Kritiker konservativer und von der jüngsten Entwicklung der deutschen Küche eher enttäuscht:

„In Deutschland gibt es zuwenig Kochkünstler, die einen eigenen Stil entwickeln und sich in einer Welt, die immer mehr ins Uniforme und Banale verfällt, von ihren Kollegen unterscheiden und uns Restaurantgäste mit einem weiten Fächer von Aromen spannende Abwechslung zuwedeln.“ Das beklagt der Restaurantführer Gault Millau in seiner jetzt erscheinenden 25. Deutschlandausgabe.“

So wird Juan Amador, im roten Führer von 2007 noch mit sagenhaften 18 Kochmützen bedacht, eine Etage herabgestuft. Vermutlich waren die Test-Esser des Gault Millau verstimmt, dass er ihrer Empfehlung nicht gefolgt war:

Wenn er erst einmal Ferran Adrià und das El Bulli überwunden hat, wird noch Größeres von ihm zu erwarten sein. Vorerst freuen wir uns über die Leistungssteigerung.

Alchimistes aux fourneaux

fraich-attit.jpg
Eine Photographische Reminiszenz auf den Kammerherren Ludwigs XIV., Nicolas de Bonnefort, zeigt die pariser Galerie Fraîch Attitude unter dem Titel Achimistes aux fourneaux.
Interessant daran sind die Texte von Pierre Gagnaire und Hervé This – die Fotos, nu ja …

Morimoto unkochbar?

Ganz begeistert klingt Gina Mallet, wenn sie von einem Morimoto-Menu auf seiner Promotiontour im „Rain“ berichtet:

By far the most beautiful dish was a line of tiny saranwrapped pouches of caviar served on lemon cream. Dazzlingly ingenious with a subtle, elusive taste. The saranwrap turns out to be melt-in-the mouth obrato, a clear gel made from soy lecithin, one of the popular ingredients in molecular cooking.

Umso mehr ärgert sie sich dann, dass sich die Gerichte zu Hause nicht nachkochen lassen: „I sample sugared salmon: it tastes like an inadvertent mix of leftovers – as if something fishy had fallen into a dessert.“ Ein Kochbuch ohne genaue Angabe der Zutaten und Zubereitungstechniken? Das ist doch einmal ein Statement gegen Kommerzialisierung und Vulgarisierung der Kochkunst (und wie wunderbar, dass es trotzdem Leute gibt, die sich so ein Buch anschaffen).