Ein auf den ersten Blick faszinierendes Beispiel für den Umgang mit geschmacklicher bzw. sogar physischer Aversion habe ich in diesem Blogpost von „What I Learned Today“ gefunden: Wie wohl einigermaßen bekannt sein dürfte, sind die Milch-trinkenden (Nord-)europäer im globalen Maßstab eher eine Anomalie. Milch, neben Honig wohl das einzige Nahrungsmittel, das explizit für den Zweck des Verzehrs produziert wird, kann von dem großen Teil der Weltbevölkerung nicht verarbeitet werden.
Laktoseintoleranz bedeutet, dass größere Mengen Milchzucker unangenehmerweise (eigentlich: natürlicherweise) von der Darmflora des Dickdarms fermentiert werden. Die Folge sind Blähungen, Bauchdrücken, Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle. Das ist für den Absatz von Softeis z.B. in asiatischen McDonaldsfilialen ein klares Markthindernis.
Die Hamburgerbrater haben sich davon aber nicht abschrecken lassen und in einem eleganten Kunstgriff die Eiscreme in ihren indonesischen Filialen einfach kostenlos an die Kundschaft abgegeben. Was dann passierte, lässt sich sehr gut mit dem altdeutschen Sprichwort: „Lieber den Magen verrenkt als dem Wirt ‚was geschenkt“ zusammenfassen. Trotz Übelkeit, Blähungen und Durchfall griffen die indonesischen Fastfoodler gierig nach den Eishörnchen und gewöhnten Dünn- und Dickdarm dadurch langsam an wachsende Mengen Milchzucker. Mittlerweile scheint jedoch die Laktoseintoleranz dort zurückgegangen zu sein, so dass auf einmal einen indonesischen Markt für Speiseeis entstanden ist.
Das Problem an dieser Geschichte, wie auch nabeepchen bemerkt: Laktoseintoleranz ist zumindest als angeborener Laktasemangel nicht heilbar. Egal wieviele Eisportionen in Südostasien verdrückt werden: 98 Prozent bleiben laktoseintolerant. Entweder die Indonesier verdrücken als auch in naher Zukunft nur unter Schmerzen ihr kostenloses Softeis oder aber die Speiseeisanbieter behelfen sich durch begleitende Laktasegaben oder verwenden laktosereduzierte Milcherzeugnisse als Grundlage ihrer Eisproduktion. Wechselt man allerdings den Zeitrahmen, kann man feststellen, dass die Laktosetoleranz eine junge „Erfindung“ ist. Erst vor etwa 8000 Jahren mit Beginn der Tierzucht haben Teile der Menschheit die Fähigkeit erworben, Milch zu verdauen. McDonalds muss also in Südostasien nur etwas langen Atem beweisen, dann könnte es etwas werden mit dem Sieg über die Laktoseintoleranz.
(via, Abbildung „Ice Cream Sundae“ von swamibu)