Kategorie-Archiv: vermischtes

Nanogastronomie in Manchester

fda.pngNächste Woche (19.-21. November) findet in Manchester die Jahreskonferenz der Food Development Association (einer Gründung des Medienhauses Dewberry Redpoint) statt, die dieses Jahr unter dem spannenden Motto „Bridging the Gap – from Science to Plate“ steht. Besonders interessant erscheint mir eine Session, die für den 20. November um 10:30 angekündigt ist und in der ein Vertreter des Institute for Nanotechnology über folgendes Thema referieren wird (dabei fällt mir auf, dass Google gerade einmal 7 Treffer für das Stichwort „Nanogastronomy“ verzeichnet):

Nanotechnology is the science of the tiny, and is coming to the kitchen. As yet there are no foods in Europe that contain nano
materials although they exist in the US. Discover how nanotechnology is shaping the future of our food.

(Gefunden bei Passion Directive)

Wired über zuviel Molekulares

wired.png

Is Science on the Menu Too Much Information? fragt das zu Condé Nast gehörende Wired Blog Network, nachdem der Autor bei der Bestellung vom Kellner die Frage gestellt bekommt, welche Speisestärke er bevorzugt.

…because the food makes me sad…

Jeder Neuerung wird irgendwann popularisiert. Das führt dann nahezu zwangsläufig dazu, dass … hmm wie soll man das am besten umschreiben … eine Art bizarre an Hausmannskost erinnernde Verwurstung des molekularen Kochens herauskommt wie auf diesem Bild hier. Auf der anderen Seite scheint gerade das Bild der molekularen Gastronomie mit einem riesigen Publikationsbias behaftet: man sieht nur die spektakulären Erfolge und nur selten, was und wie alles schief gehen kann (und im Fall der verlinkten „Shrimp and scallop noodles with fried Artichokes, sou-vide peas, and burnt onion cream“ ist das Ergebnis wirklich eine grandiose Pleite). Manchmal kann auch das lustvolle Scheitern ein wahrer Genuss sein.

Molekulare Gastronomie has been Slashdotted

slashdotlg.pngWenn ein Thema geslashdotted wurde, ist sicher, dass es in der Mitte der digitalen Gesellschaft angekommen ist. Genau das ist der molekularen Gastronomie vor ein paar Tagen passiert:

I’m betting „molecular gastronomy“ is going to REALLY take off within the next five years or so…

Analog zu Godwins Gesetz („As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.“) könnte man auch ein Gänseleber-Gesetz formulieren, denn: wenn es in Internetforen um Gastronomie geht, kommt früher oder später der Verweis auf die Produktion der Gänseleber und dann geht es für rund. So auch auf Slashdot, wobei ich dieses Stückchen Gänseleberprosa besonders schön finde:

The result of this is that modern production methods pretty much dictate that the birds are treated like royalty during their rather brief lives. At Hudson Valley Foie Gras, for instance, once a person has been assigned as the feeder for a group of birds, that person is the *ONLY* person that can touch them… switching the person who is responsible for them just stresses the birds out. Bottom line: when I come back, I hope it’s as a foie gras duck, because it pretty much guarantees that I’ll live like a rock star, and then die young. Isn’t that all anybody really wants?

"Emotionale Überraschungsmomente"

Vom Erfinder der fettfreien Fritöse, Prof. Dr. Gerhard Klöck, Lebensmitteltechnologe am Technologietranferzentrum Bremerhaven, an dem ein EU-Projekt zur molekularen Gastronomie läuft, stammt dieser hübsche Text zum Thema.
Darüber hinaus ist Prof. Klöck schöpfer großartiger Powerpoint-Charts:

Molekulare Wüste auf der Documenta


Wieviel Zugkraft findiges Kultusmarketing in der molekularen Küche vermutet, dokumentiert die Documenta 12. Da wird das el bulli einfach zur Ausstellung geschlagen, obwohl in Kassel wirklich gar nichts stattfindet.
Zum Trost für die kulinarische Wüste der nordhessischen Metropole verweist uns der Katalog auf die Online-Speisekarte in Spanien. Das passt zur Platitude und rundet als Enttäuschungs-Bonbon die verschwurbelte Migration der Form ab.

10 Fakten über die molekulare Gastronomie

elbulli.pngLessley Anderson hat 10 wichtige Einsteigerfakten über die molekulare Gastronomie gesammelt:

  1. Die größten Chefs der molekularen Küche haben (für Amerikaner?) unaussprechliche Namen – aber auf der Seite gibt es ein kurzes Video mit Erklärungen dazu
  2. Der Begriff „molecular gastronomy“ ist ein Unwort
  3. Schockfrosten ist die charakteristische Methode
  4. Man isst Sphären
  5. Ohne Transglutaminase oder banal „Fleischkleber“ geht es nicht
  6. Schäume sind nach wie vor wichtig
  7. ebenso wie essbare Speisekarten
  8. oder die abgefahrene Präsentationsweise der Speisen wie zum Beispiel im Fall des „Bacon on the line“ im Alinea
  9. Einschränkend ist zu sagen, dass nach wie vor die Chance gering ist, in einem der Toprestaurants wie El Bulli einen Platz zu bekommen
  10. und außerdem ist es nach wie vor noch nicht für jeden Gaumen geeignet.

(Bild: Kryoküche in El Bulli, Foto von IanL)

Gute-Nacht-Biskuits

tryptophan.pngWie alle Pionierleistungen hat es auch die molekulare Gastronomie bisweilen schwer, wie Jonah Lehrer zitiert:

The chef, Heston Blumenthal, has a problem: His dessert tastes like horseshit. This is because Heston is trying to put Tryptophan and Valerian Acid, two proteins that induce sleepiness, into a little petit four. He wants you to relax as you’re paying the bill.